Ausflug in die Vergangenheit: MTB-Runde

- Bericht und Fotos: Alain Desbrosses -

Runter von der Straße und ab ins Gelände

Die letzte RTF Mitte Oktober steht für das Ende einer langen Radsportsaison und läutet in der Regel eine mehrmonatige Pause ein. Nicht so für die Mitglieder der Sparte Radsport, die auf keinen Fall in den Winterschlaf verfallen. Denn für sie beginnt die Zeit einer willkommenen Abwechslung: Runter von der Straße und ab ins Gelände! Die schmalen 23er-Pneus werden durch breite Stollenreifen eingetauscht, der steife Straßenrahmen gegen eine gefederte Ausführung.

In dieser Hinsicht bildete die traditionelle Mountainbike-Runde der Landesbänker am 30. Oktober auch diesmal weniger den Abschluss einer ereignisreichen Straßensaison als vielmehr einen gelungenen Beginn des Wintertrainings.

Gewöhnungsbedürftiger Untergrund

Als ortskundiger Geländefahrer zeichnete Helmut für die Streckenführung verantwortlich: Er hatte einen abwechslungsreichen Parcours durch Wald und Wiese ausgearbeitet. Unmittelbar nach der morgendlichen Begrüßung durch den Spartenleiter, übernahm er die Führung der 15-köpfigen Gruppe. Der für Straßenfahrer gewöhnungsbedürftige unebene und sandige Untergrund im Grunewald sorgte für einen Riesenspaß, bei einigen jedoch für eine gewisse Unsicherheit.

So zog sich das Fahrerfeld alsbald auseinander, um sich bei nächstmöglicher Gelegenheit wieder zu einer geschlossenen Einheit zu formieren. Egal wie man sich nun auf einem Geländerad fühlt, das Umfeld wird als Biker aus einer ganz anderen Perspektive wahrgenommen.

Ausflug in die Vergangenheit

Die kurzweilige Strecke führte dann am Strandbad Wannsee vorbei bis zur Stadtgrenze, mitten im Forst Düppel. Mit dem Befahren des 3 km langen Abschnitts der alten Reichsautobahn begann für die Radsportler der historische Teil der Ausfahrt.

Nur die Senioren unter uns werden sich daran erinnern, wie der Transitverkehr zwischen West-Berlin und der BRD bis zum Jahr 1969 über diese Teilstrecke geleitet wurde. Die alte Autobahn führte vom Zehlendorfer Kleeblatt bis zum Teltowkanal durch DDR-Gebiet und erreichte auf der Mitte der Kremnitzbrücke wieder West-Berliner Gebiet. Deshalb erklärte Lothar bei einem Zwischenstopp am alten Grenzkontrollpunkt Dreilinden, wie die Abfertigung hier erfolgte. Ca. 100-200 Meter dahinter erreichte die Autobahn dann endgültig DDR-Gebiet, also kurz vor der heutigen Trasse. Der DDR-Kontrollpunkt lag noch etwas weiter, kurz vor dem heutigen Rastplatz "Am Stern". Dieser war damals übrigens die erste Ausfahrt auf DDR-Gebiet und hieß Babelsberg.

Heute erinnert eine noch deutlich zu erkennende Fahrbahnmarkierung "PKW" an die langen Wartezeiten am Grenzübergang, der von den damaligen Besatzungstruppen "Checkpoint Bravo" genannt war. Noch steht die verfallene damalige Raststätte Dreilinden auf der Höhe von Albrechts Teerofen als Zeitzeuge eines zum Glück längst abgeschlossenen Kapitels der Berliner Geschichte.

Nach der Wende drehte der TV-Sender RTL auf der alten Autobahnpiste Szenen für die Serie "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei". Auch soll dieser Abschnitt für die Austragung eines vereinsinternen Radrennens benutzt worden sein. Seitdem erobert sich die Natur jedoch sukzessive die Flächen zurück, die ihr damals vom Menschen entzogen wurden "und das ist auch gut so!".

Ab in die Scheune !

Eine gewagte Fahrt auf dem schmalen Uferweg des Teltowkanals erforderte die volle Konzentration der Teilnehmer bevor die Rückreise zum Startort angetreten wurde. Auch hier vorbei an einem geschichtsträchtigen Ort: Am Stahnsdorfer Damm befand sich unmittelbar im Grenzbereich der ehemalige Schießstand "Rose Range" der US-Besatzungsmacht, die später zur Schutzmacht und danach zu Amerikanischen Gaststreitkräften umbenannt wurde. An dieser Stelle endete der Ausflug in die Vergangenheit und die Gedanken konnten sich wieder voll der Gegenwart widmen.

Denn am S-Bhf Grunewald erwartete uns ein leckeres Frühstücksbüffet, das vom freundlichen Team der "Scheune" unter der Leitung von Peter (ebenfalls Biker) mit viel Liebe angerichtet und serviert wurde.